„Substitution und Delegation medizinischer Leistungen rücken immer mehr in den politischen Fokus. Wenn es um die Nachsorge bei mit Cochlea Implantaten (CI) versorgten Patienten geht, ist die Einbeziehung des Hörakustikers zielführend: Kliniken werden entlastet und die Patienten zeit- und wohnortnah versorgt.“ Mit dieser Empfehlung weist Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha), auf einen Missstand in der Versorgung hin.
Träger eines CI haben einen Hörverlust, bei dem Hörsysteme nicht ausreichen. Das Implantat überbrückt die Funktion des Mittelohrs und setzt direkt in der Hörschnecke, der Cochlea, elektrische Impulse ein, die den Hörnerv stimulieren. Hören wird wieder möglich. Die Implantation findet in speziell dafür ausgestatteten Kliniken statt. Dort folgt auf die OP auch die erste Anpassung. Während jedoch Hörsystemträger bei Fragen rund um ihr Hörsystem zu ihrem Hörakustiker vor Ort gehen können, nehmen viele CI-Träger für die Nachsorge oft den langen Weg zur Klinik in Kauf. Dabei sind bereits über 1.200 Hörakustiker bundesweit auf die besonderen Belange der CI-Träger spezialisiert und bieten die Nachsorge wohnortnah an.
Die CI-Nachsorge muss nicht einmal an den Hörakustikmeister delegiert werden. Er kann diese bereits aufgrund seiner Ausbildung durchführen. Häufig ist der Hörakustiker bereits vertrauter Ansprechpartner des Versorgten. In vielen Fällen hat er schon die individuelle Hörsystemanpassung vorgenommen und kennt die akustischen Situationen, in denen sich der neu mit einem CI versorgte Patient regelmäßig bewegt. Er ist Experte und kann das CI auf den hörakustischen Alltag des Patienten bestmöglich einstellen.
Aktuell wird die Nachsorge jedoch fast ausschließlich durch die operierende Klinik vorgenommen. Die Zahl an CI-Versorgungen wächst, ihr stehen im Widerspruch dazu zu wenige Akteure, die versorgen können, gegenüber.
Es ist daher kein Grund erkennbar, warum die Nachsorge nicht beim Hörakustiker erfolgen soll. Die Fachkenntnisse der Hörakustiker werden durch regelmäßige CI-Schulungen ergänzt.
Das Hinzuziehen wohnortnaher Fachkräfte – deutschlandweit versorgen gut 15.000 Hörakustiker Schwerhörige wohnortnah – würde nicht nur dem Versicherten entgegenkommen.
„Am jährlichen CI-Tag muss die Frage gestellt werden, ob aus Gewohnheit weiterhin lange Anfahrtswege zu einer Klinik in Kauf genommen werden müssen oder nicht doch besser von den Vorteilen einer Nachsorge beim Hörakustiker in der Nähe profitiert werden sollte“, kommentiert Marianne Frickel die Lage.