Der Hörakustiker

Hörakustiker sind für die Hörsystemversorgung von Hörgeminderten zuständig. Nur sie dürfen in Deutschland eine komplette Hörsystemversorgung vornehmen. Dafür sind sie nach einer dreijährigen dualen Ausbildung bestens qualifiziert. Denn die Hörakustik - bis 2017 Hörgeräteakustik - ist ein sogenanntes gefahrengeneigtes Gesundheitshandwerk: Hörakustiker arbeiten direkt am und im Ohr des Menschen und mit Geräten, die bei falscher Einstellung das Restgehör schädigen könnten. Die sehr gute Ausbildung der Hörakustiker sichert somit nicht nur die bestmögliche Versorgung, sondern auch die Gesundheit der Kunden.



Nach der Hörsystemanpassung begleitet der Hörakustiker den Gewöhnungsprozess - der mehrere Monate dauern kann - und stellt die Hörsysteme immer wieder nach den Erfahrungen, Wünschen und Bedürfnissen des Hörsystemträgers nach. Daneben organisiert er bei gesetzlichem Anspruch die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenversicherungen. Während des sechsjährigen Versorgungszeitraums kann er Reinigungen, kleinere Reparaturen, Wartungen und Batteriewechsel übernehmen. Darüber hinaus berät er zu Gehörschutz, In-ear-Kopfhörern, In-ear-monitoring und speziellem technischem Zubehör.

Die Hörakustik ist extrem vielseitig, sie verknüpft Handwerk mit Wissen aus Medizin, Akustik und Audiologie, hat ein sehr großes psychologisches Moment und ist stets aktuell mit neuester Hörsystemtechnik. Durch Weiterbildungen qualifizieren sich die Hörakustiker für die interdisziplinäre Versorgung von Tinnitus-Betroffenen, für die Nachsorge bei CI-Trägern (CI = Cochlea Implantat) und als Pädakustiker für die Hörsystemversorgung der Kleinsten, nämlich der Säuglinge, Kinder und Jugendlichen. Hörakustiker sind bundesweit flächendeckend verteilt und bieten so eine wohnortnahe, hochqualitative und individuelle Versorgung an.

Immer mehr Schwerhörige werden von Hörakustikern versorgt

> In Deutschland gibt es 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Tendenz steigend. Schwerhörigkeit gehört zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen.

> Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland tragen Hörsysteme.

> Über 14.500 Hörakustiker in etwa 6.000 Fachgeschäften versorgen und begleiten hörbeeinträchtigte Menschen, in der Regel über viele Jahre.

> Moderne Hörsysteme sind technisch komplex und werden durch Hörakustiker an die individuellen Bedürfnisse der Kunden angepasst.

> Im Hörakustiker-Handwerk gilt die Meisterpräsenz.


Frauen im Hörakustik-Handwerk

Die Hörakustik als medizinisch-technisches Handwerk hat mit über 60 % eine sehr hohe Frauenquote. Hörakustikerinnen machen sich als Handwerkerinnen überdurchschnittlich häufig selbständig und schaffen somit neue Arbeitsplätze. Auch die höchste Repräsentantin der Branche ist eine Frau: Marianne Frickel ist die Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker.

Abiturienten schätzen die Hörakustik

Im Ranking von 151 Handwerksberufen gewinnen Hörakustiker einen Spitzenplatz unter Abiturienten: mit einer Quote der Hochschulzugangsberechtigen von ca. 50 %. Abiturienten wählen dieses Handwerk gerne bewusst als Alternative zu gesundheitswissen­schaftlichen und medizinischen Studiengängen, da hier medizinische und soziale Kenntnisse verlangt werden und gleichzeitig handwerkliche Fertigkeiten notwendig sind. Der prozentuale Anteil von Abiturienten in diesem Handwerk ist in den letzten Jahren stetig gestiegen.

Hörakustiker haben die höchste Ausbildungsquote im Handwerk

Rund 3.200 Auszubildende lernen derzeit dieses Gesundheitshandwerk. Die Ausbildungsquote stellt mit ca. 20 Prozent einen Spitzenwert in der deutschen Wirtschaft dar (Zahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigtenzahl). Kaum ein anderes Handwerk kommt auf diese Quote. Damit sind Hörakustiker-Betriebe auch im Jahr 2016 ihrer Ausbildungsverantwortung gerecht geworden und haben einen wichtigen Beitrag zum Ausbildungspakt geleistet.

Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) hat 1972 die Akademie für Hörakustik in Lübeck gegründet. In Kooperation und unter einem Dach mit der staatlichen Bundesoffenen Landesberufsschule (LBS) wird eine einheitliche und hochwertige Aus- und Weiterbildung gewährleistet. Seit über 40 Jahren werden in Lübeck im Rahmen einer engen Lernortkooperation Berufsschulunterricht und überbetriebliche Ausbildung äußerst erfolgreich durchgeführt, seit 1998 in integrierter Form. Das hohe Leistungsniveau bei der Versorgung hörbeeinträchtigter Menschen gilt es weiter auszubauen und auf internationaler Ebene zu standardisieren.