Rund um das Gehör

Mit zwei Ohren besser hören als mit einem

Nicht ohne Grund hat die Natur uns mit zwei Ohren ausgestattet. Nicht aus Spaß – sondern zum räumlichen, stereophonen Hören. Was in der Unterhaltungselektronik Stand der Technik ist, ist uns von Natur aus gegeben. Es ist mitunter wirklich lebenswichtig zu erkennen, woher die Geräusche kommen. Deshalb ist es unbedingt notwendig sich bei einem Hörschaden oder Hörverlust, beidohrig versorgen zu lassen. Dabei leisten unsere Ohren und unser Hörzentrum ungaubliches: angenommen, ein Ton dringt von rechts an den menschlichen Kopf und sein rechtes Ohr, wird er zwar vom linken Ohr auch gehört, aber einen winzigen Bruchteil einer Sekunde später und zudem schwächer, denn der Kopf ist ja dazwischen und somit "im Weg". Allein aus dieser allerwinzigsten Verzögerung und Abschwächung, die vom linken Ohr ins Gehirn transportiert wird, erkennt unser Hörzentrum Richtung und Geschwindigkeit des Tons.

Gerade in der dunklen Jahreszeit und generell im Dunkeln vertrauen wir wegen der schlechten Sicht unbewusst auf unser Gehör. Aber nur, wer gut hört, kann eine nahende Gefahr hören und lokalisieren. 

Die Ohren schlafen nie

Das menschliche Gehör hat eine enorme Leistungsfähigkeit. Es kann Töne von etwa 20 Herz bis 20.000 Herz wahrnehmen. Tiefe Frequenzen wie Donnergrollen oder Schiffssirenen und hohe wie das Zirpen von Grillen. Es verarbeitet unterschiedlichste Klangfarben und Lautstärken. Und das 24 Stunden am Tag ohne Pause unser Leben lang, solange unser Gehör eben funktioniert. Bereits im Mutterleib hören wir. Schon vor der Geburt können wir Stimmen erkennen und unterscheiden. Wir reagieren auf Musik und Lärm. Oft sind es auch die Ohren, die die letzten Eindrücke der Welt auffangen. Ohren schlafen nie. Deswegen raten Experten, ihnen immer mal wieder eine Pause zu gönnen. Mit den Ohren gönnen wir gleichzeitig dem Gehirn etwas Ruhe, denn das eigentliche Hören, das Verstehen, findet dort im Hörzentrum statt. Dort werden die Töne und Geräusche erkannt und interpretiert.


Rund um das Ohr

Das Gehör erfüllt wichtige Funktionen

Außer der Fähigkeit über unser Gehör mit anderen Menschen zu kommunizieren, verfügt es über eine Reihe von wichtigen Funktionen. Der Hörsinn alarmiert und warnt. Herannahende Menschen oder Fahrzeuge, die man nicht sieht, kann man hören. Hupen, warnende Zurufe, Tür- oder Telefonklingeln erreichen uns über das Gehör, sie fordern unsere Aufmerksamkeit.

Das Gehör unterstützt die Orientierung im Raum. Bei geschlossenen Augen hören wir, ob wir uns in einem großen oder einem kleinen Zimmer befinden. Da wir mit zwei Ohren hören, können wir einschätzen aus welcher Richtung Geräusche oder Töne kommen.

Bei Gesprächen hören wir mehr als Worte. Wir nehmen auch die Sprachmelodie oder Tonhöhen wahr und entschlüsseln damit die Stimmung und Gefühle des Sprechers oder der Sprecherin.

Die Augen kann man schließen, die Ohren nicht. Das Gehör steht auch im Schlaf auf Empfang. In der Entwicklungsgeschichte der Menschen war das überlebenswichtig. Auch heute ist diese Warnfunktion des Gehörs von großer Bedeutung. So werden Mütter vom kleinsten Geräusch ihrer Säuglinge wach. Mussten in der Steinzeit gefährliche Tiere gehört werden, sind es inzwischen Fahrzeuge oder Alarmanlagen. Heute dringen jedoch viel mehr Geräusche an unsere Ohren, als zum Warnen oder Orientieren notwendige wären. Die Belastung aus allgegenwärtigen Geräuschen – von der Musikberieselung im Supermarkt bis zur Schnellstrasse vor der Haustür – stört und schadet zunehmend.

Der Hörvorgang

Schallwellen werden von der Hörmuschel wie ein Trichter aufgefangen und dringen durch den Gehörgang zum Trommelfell vor. Schallwellen sind Druckwellen und bringen so das Trommelfell zum Schwingen. Da die sogenannten Gehörknöchelchen, Hammer, Amboss und Steigbügel, direkt mit dem Trommelfell verbunden sind, nehmen sie die Schwingungen auf, komprimieren den Druck und geben die Schwingungen weiter in das mit Flüssigkeit gefüllte Innenohr. Über die Wellen der Flüssigkeit gelangen die noch mechanischen Impulse an die Haarsinneszellen, die in der Hörschnecke sitzen. Sie verwandeln die mechanischen Impulse in elektrische und geben sie an den Hörnerv ab. Erst im Gehirn werden aus den Impulsen Gespräche, Musik, Glocken oder Lärm.

Was passiert bei einer Hörminderung

Lässt das Hören und Verstehen nach, wird es dringend Zeit, einen Experten zu fragen. Hörakustiker bieten zumeist kostenfrei und ohne Termin einen Hörtest an. Er gibt ersten Aufschluss, wie es um Ihr Hören bestellt ist. Der HNO-Arzt und der Hörakustiker können zudem feststellen, wo das Problem sitzt. Zumeist sind umgeknickte und zerstörte Haarsinneszellen der Auslöser für eine Hörminderung. Dann kann der Verlust mit Hörsystemen ausgeglichen werden. Auch die Übertragung vom Mittel- ins Innenohr kann aus unterschiedlichen Gründen gestört sein. Ist eine Übertragung in das Innenohr nicht mehr herzustellen, kann ein Cochlea Implantat die richtige Versorgung sein. Mittels eines Implantats werden elektrische Impulse direkt in die Cochlea, die Hörschnecke geleitet und gelangen so ins Hörzentrum des Gehirns. Auf diese Weise können selbst vollständig ertaubte Menschen wieder hören.