„Lärmschwerhörigkeit“ ist in Deutschland die am häufigsten anerkannte Berufskrankheit. Auf diese Gefährdungen weist auch der jährliche „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ hin. Der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Welttag will den Dialog über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz fördern.
Neben lärmintensiven Branchen wie Straßenbau, Bau, Land- und Forstwirtschaft oder Flugzeugabfertigung sind auch Berufsgruppen wie Lehrer, Erzieher und Musiker teils erheblichen Lärmbelastungen ausgesetzt. „Wer dauerhaft einer erhöhten Lärmbelastung ab einer Lautstärke von etwa 80 Dezibel ausgesetzt ist, läuft Gefahr, sein Gehör irreversibel zu schädigen“, warnt Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Eine Fräsmaschine erreicht ungefähr 80 Dezibel, das Motorengeräusch eines Traktors bis zu 90 Dezibel. Die Expertin weiß, Lärmschwerhörigkeit ist nicht heilbar. Daher gilt: Gehörschutz ist Gesundheitsvorsorge.
„Wenn man Lärm nicht aus dem Weg gehen kann, empfiehlt es sich, einen Gehörschutz zu tragen“, rät Marianne Frickel. Arbeitsschutzgesetze und Verordnungen regeln, wann eine Tragepflicht für Gehörschutz besteht.
Für Menschen, die immer wieder oder dauerhaft Lärm ausgesetzt sind, ist es ratsam, ihr Gehör regelmäßig bei einem Hörakustiker mit einem Hörtest überprüfen zu lassen.
Gehörschutz gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Hörakustiker beraten zu den verschiedenen Lösungen und fertigen individuellen Gehörschutz nach einem Ohrabdruck an. Dadurch sitzt er passgenau im Gehörgang und schließt diesen perfekt ab.
Welcher Gehörschutz eignet sich wann am besten?
1) Kapselgehörschutz: Er ist besonders dann geeignet, wenn man den Gehörschutz häufig auf- und absetzen muss, z. B. bei nur kurzem Aufenthalt im Lärmbereich oder bei nur kurzzeitig auftretender Lärmeinwirkung. Er wird auch in Schulen oder Kitas angewendet, um bei der Einzelarbeit die Kinder vor Lärm abzuschirmen und ihre Konzentration damit zu unterstützen. Die Hartschalen-Kapseln sind mit dämmendem Schaumstoff gefüttert und werden über die Ohren gesetzt. Sie sind auch unter dem Begriff „Micky Mäuse“ bekannt.
2) Gehörschutzstöpsel: Sie sind sinnvoll für Arbeitsplätze mit andauernder Lärmeinwirkung oder wenn andere persönliche Schutzausrüstungen am Kopf getragen werden müssen (Kopfschutz, Schutzbrille, usw.). Die Gehörschutzstöpsel sind aus Schaumstoff. Wie gut sie dämmen, hängt davon ab, wie gut sie im Gehörgang sitzen. Wenn sie richtig sitzen, dämpfen sie den Lärm um etwa 20 Dezibel. Da die Stöpsel nicht gut gereinigt werden können, sollten sie möglichst nur einmal getragen werden.
3) Individuelle Gehörschutz-Otoplastiken: Sie sind ein sicherer, individuell hergestellter, an den Gehörgang durch Ohrabformung (Otoplastik) und an die Lärmsituation durch Auswahl des Filters angepasster Gehörschutz. Er wird oft verwendet, wenn eine möglichst exakte Schalldämmung erwünscht ist. Die Gehörschutz-Otoplastik bietet eine längere Haltbarkeit und einen hohen Tragekomfort. In Form und Ausführung kann sie an die unterschiedliche Ohranatomie angepasst werden. Zum Beispiel kann sie für (Berufs-)Musiker entweder alle Töne gleichmäßig abdimmen oder bestimmte Frequenzen herausfiltern. Sportler, beispielsweise Biathleten, können sich mit ihr vor dem Knall des Gewehrschusses schützen und gleichzeitig durch den Filter dennoch die Worte des Trainers hören. Die Schutzwirkung der individuellen Otoplastik sollte in Abständen überprüft werden.