Trotzdem wird der Weg dorthin in vielen Fällen erst spät beschritten. „Wer voll im Berufsleben steht, hat mitunter Schwierigkeiten, sich einen Hörverlust einzugestehen. Körperliche Schwächen im Job zu zeigen, kostet viele Menschen immer noch Überwindung“, sagt Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Genau dies kann aber im Beruf eine Stärke sein.
„Schwerhörigkeit wird in Deutschland durchschnittlich zehn Jahre zu spät diagnostiziert. Je früher eine beginnende Hörschwäche aber erkannt und professionell versorgt wird, desto besser. Denn ein Hörverlust wird nicht von selbst wieder besser, sondern schreitet zumeist schleichend, aber kontinuierlich voran“, erklärt Hörakustikmeisterin Frickel. Als Folge steigt durch die Anstrengung beim Hören der Stresspegel. Nach und nach nimmt auch das Hörverstehen ab. Insgesamt kann sich eine unversorgte Schwerhörigkeit darum negativ auf die eigene Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit im Job auswirken. Das muss nicht sein, denn zumeist lässt sich eine Hörschwäche durch die Versorgung mit einem Hörsystem bestmöglich ausgleichen.
„Hörsysteme sind heutzutage kleine Hightech-Computer, die von Hörakustikern ganz individuell auf den Hörverlust eines Menschen sowie seine privaten und beruflichen Anforderungen angepasst werden können“, sagt Frickel. Manche Modelle lassen sich über Bluetooth mit Smartphones direkt verbinden oder haben eine Windgeräuschunterdrückung, die Gespräche bei der Arbeit draußen erleichtert. Einige Hörsysteme sind auch mit speziellen Features wie einer automatischen Übersetzungsfunktion ausgestattet. „Wer mit seiner Schwerhörigkeit offen umgeht und sein Hörsystem als täglichen Begleiter und persönlichen Assistenten im Ohr ganz selbstverständlich akzeptiert, kann im Beruf voll durchstarten“, sagt biha-Präsidentin Frickel.