Professionelle Hilfe vom Pädakustiker

„Mein Kind hört nicht“

„Mein Kind hört nicht!“ Für die meisten Eltern bedeutet dieser Satz, dass ihr Kind sie ignoriert, weil es lieber spielen will. Für 500.000 Familien bedeutet dies aber tatsächlich, dass ihr Kind schwerhörig ist. Ungefähr eines von tausend Neugeborenen in Deutschland kommt mit einer mittel- bis hochgradigen Hörschädigung zur Welt. Eine Risikoschwangerschaft, Infektionen der Mutter, wie zum Beispiel Röteln oder die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft, können Gründe dafür sein.

„Eltern sollten aufmerksam beobachten, ob ihr Kind möglicherweise beim Hören beeinträchtigt ist. Bei Verdacht auf eine Hörminderung sollten sie einen Experten, zum Beispiel einen Pädakustiker, aufsuchen, um den Verdachtsfall überprüfen zu lassen, damit betroffenen Kindern zeitnah eine optimale Behandlung ermöglicht werden kann“, so Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha).

In Deutschland gibt es derzeit rund 1.000 speziell für das kindliche Gehör ausgebildete Hörakustiker – in der Fachsprache „Pädakustiker“ genannt. Pädakustiker werden u.a. am Campus Hörakustik in Lübeck ausgebildet. Die weltweit einzigartige Bildungseinrichtung verfügt über einen speziellen Fortbildungslehrgang, der Hörakustiker in den Besonderheiten der Kinderversorgung unterrichtet. Sie verfügen genau wie Hörakustiker-Meister über fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten rund um das kindliche Ohr. Neben der Erfahrung spielt auch das Einfühlungsvermögen bei den kleinen Patienten eine besonders wichtige Rolle, denn das Überprüfen des Hörvermögens eines Kindes – gerade bei Kleinkindern, die selbst noch nicht sprechen können – ist eine außerordentlich anspruchsvolle Aufgabe. Liegt eine Hörminderung vor, kann eine fachgerechte digitale Hörsystemversorgung die Schwerhörigkeit ausgleichen. Nicht nur die kleinen Patienten werden in die umfassende Versorgung mit einbezogen. Auch die Eltern müssen in den Dialog eingebunden werden, um die Anpassung der Hörsysteme und das Hörverständnis bestmöglich beobachten und bewerten zu können. Denn nur wenn ein Kind gut hört, kann es Sprache erlernen, seine Umwelt verstehen und sich mitteilen.



Überblick über die kindliche Hör- und Sprachentwicklung

Alter Hören Sprechen
Bis 3 Monate Reagiert auf Töne und Geräusche ohne Sichtkontakt.
Bis 6 Monate Kopfdrehen, wenn Geräusche von der Seite kommen (zum Beispiel Klatschen). Erschrickt bei plötzlich auftretendem Lärm. Lallen, Lachen.
Bis 9 Monate Horcht auf die eigene Stimme. Verschiedene Stimmlagen und Laute.
Bis 12 Monate Horcht bei leisen Geräuschen auf (z. B. Ticken eines Weckers). Spricht mindestens ein Wort, ahmt Silben nach.
Bis 18 Monate Reagiert auf Aufforderungen. Spricht mehrere Wörter. Kann Wünsche äußern. Ahmt Tierlaute nach. Kann Angehörige und einige Dinge mit Namen benennen.
Bis 24 Monate Reagiert auf leises Zurufen seines Namens. Spricht Zweiwort-Sätze (z. B. „Lieb haben").
3 bis 5 Jahre Kind kann sprachlich Gefühle und Wünsche ausdrücken, stellt Fragen. Informationen können übermittelt werden.